Frischer Schnittlauch aus der "Treiberei"
12.02.2015
von: Carsten Schumacher
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Noch vor Weihnachten beginnen wir in der Regel damit, die ersten Schnittlauchballen für die Treiberei im Gewächshaus aufzustellen. Dieses wird dann bis März, wenn das Grün auch im Freiland wieder spriesst, je nach Bedarf 1-2 mal wöchentlich wiederholt. Dadurch sind wir auch in den Wintermonaten - unabhängig von Importen aus dem Ausland - mit frischen, würzigen Kräutern versorgt. Außerdem nutzen wir auf diese Weise die Wärme des 1. Glashauses zusätzlich, denn für die Jungpflanzen-Anzucht von Tomaten, Paprika und vielen weiteren Gemüse- und Salatarten muß es ohnehin auf 15 - 24 Grad geheizt werden. Die dafür

notwendige Wärme beziehen wir von der Biogas-Anlage unseres Nachbarn. Der Anbau der für die Treiberei notwendigen Schnittlauchballen findet ebenfalls im Duftgarten statt, und zwar im Vorjahr auf dem Acker. Hierfür werden zwischen Februar und Ende Mai drei Sätze als Jungplanzen im Gewächshaus angezogen und später ausgepflanzt. Ein Teil dieser Kultur wird bereits über den Sommer beerntet und sollte dann nach dem ersten Schnitt einmal nachgedüngt werden. Unsere Haupt-Sorte ist nach einem Jahr Probe-Anbau seit letztem Jahr "Gonzales". Das Saatgut dieses mittelgrobröhrigen Schnittlauch ist nicht nur aus kontrolliert biologischem Anbau. Diese Sorte ist darüberhinaus aus der Demeter-Züchtungsarbeit des Vereins "Kultursaat e.V." hervorgegangen.

Da Schnittlauch keine allzu große Unkraut unterdrückende Wirkung hat, besteht die Hauptarbeit während der Vegetationsperiode darin, eben dieses unter Kontrolle zu halten. Die größte Anstrengung verursacht allerdings das Roden der Ballen ab Spätherbst und über den Winter. Wir sind bemüht, immer einen Vorrat an Ballen für zwei bis drei Wochen vorrätig zu haben, da der Schnittlauch im Winter jederzeit auf dem Acker einfrieren kann. Ist es dann kurzfristig aufgetaut, müssen wir dann schnell wieder "den Spaten schwingen".

Gelegentlich kommt es in der Treiberei zu Problemen mit Blattläusen oder aus dem Freiland "importierten" Schnecken. Zum Glück sind solcherlei Probleme dieses Jahr bisher nicht aufgetreten. Beim Anbau im Vorjahr sorgen häufig ab Spätsommer auftretende pilzlichen Infektionen mit Mehltau und Rost für Schwierigkeiten. Hier bleibt dem Biogärtner oft nichts anderes übrig, als die Ernte zu beenden. Den letzten Satz plfanzen wir deshalb immer auf einen anderen Acker, möglichst in windoffener Lage. Die Hoffnung ist, dass diese Maßnahme den Befall etwas hinauszögert und ein direktes Übergreifen der Infektion von den ersten beiden auf den letzten Satz verhindert. Die letzte Pflanzung verwenden wir dann auch nicht für die Treiberei, sondern ernten das zarte Grün erst, wenn es natürlicherweise zu sprießen beginnt.